The Walking Dad (Tag 70-75)

Halli hallo ihr Lieben 🙋‍♀️

Jetzt wisst ihr es oder ahnt es vom Titel her. 😁 Mein Papa ist nach Sarria gekommen um mit mir die letzten 100km zu laufen 🎉😍💖🏃‍♀️🏃‍♂️

Ich freu mich total, denn das ist einmalig. Das hatten wir noch nie. Ich hoffe, dass wir eine tolle Zeit zusammen haben trotz des Regens, der meint genau jetzt kommen zu müssen. 🙄😱 Die ganzen nächsten Tage ist Regen angesagt. Ei ei ei. Das wird lustig…

Und mir ist kalt so kalt und das in Spanien. 12°C die spinnen doch. 😢 da muss ich ja schon fast nur noch Tee trinken und Suppe essen. Vorgestern gab es zur Feier des Tages einen Schluck von Miguels Maronenschnaps, das hat einmal richtig durchgewärmt. Heißt das jetzt immer Schnaps sobald ich friere? 😜

Nun da dieser Anreisetag von Papa schon stand, habe ich mir viel Zeit auf den letzten Kilometern gelassen. Dann erzähle ich euch mal 😊


Tag 70 (Pradela-La Faba) 08.10.

Der Tag Familie Lamas Lama zu verlassen war gekommen, ich fühlte es. Ich hatte dieses Kribbeln weiter zu ziehen, diese ziehende Unruhe.

Weil es langsam kälter wird, nahm ich noch eine selbstgestrickte, lachsfarbene 😱 Mütze von Anas Mama mit und machte mich nach einem gemeinsamen Foto mit Ana, Miguel und Chris allein auf den Weg.

Meinen kleinen Waldgeist hatte ich im Gepäck, aber irgendwie fühlte es sich nicht richtig an ihn mitzunehmen und als ich an einem großen Stein vorbeikam, baute ich ihm einen Tempel und ließ ihn dort, wo er Energie hat und besonders ist. Denn der Camino würde ihn wohl bald zerstören.

Nach Pradela folgte ein ziemlich steiler Abstieg, der mit Maronenbäumen gesäumt war, die ich zum Essen sammelte und somit war ich langsam. Chris holte mich ein und wir liefen ein paar Tage gemeinsam.

In einem Dorf holten wir uns Vorräte für unterwegs und machten auf einer kleinen Brücke ein Picknick. Richtig nett mit Socken und Schuhe aus und baumelnden Beinen, erzählten wir uns gegenseitig ein bißchen vom Leben, während der kleine Bach unter uns dahin plätscherte. Nach langer Zeit alleine laufen, war das mal wieder eine schöne Abwechslung. 👍

Es war ein sehr hübscher Weg. Mit einem weiteren kurzen Stopp an einer einladenden Stelle in Las Herrerias direkt am Fluss, wo wir noch etwas Walnüsse sammelten. Aber auch wenn der Ort recht nett war, lockte doch der Weg weiter zu gehen, denn in La Faba wusste ich über Victoria (meine Ukulelen-Bandkollegin), dass dort eine schöne Herberge sein soll in der Maren, die ich in San Anton kennengelernt habe, als Volunteer gearbeitet hatte.

Das letzte Stück vorher ging es nochmal gut steil aufwärts und durch den kurzen Nieselregen dort, war alles voller Mücken. Seeehr unangenehm.

Die nette Herberge in La Faba war schon voll, da sie nur 8 Betten fasst, und somit beschloss ich eine Nacht in der Municipal dort zu schlafen und am nächsten Tag nur die Herberge zu wechseln.

Die Herberge bei der Kirche dort ist sehr schön und nach meiner Waschroutine, gab es abends Toast Hawaii mit Chris und Maria, Minztee aus gesammelter Minze und leckere Maronen aus der Mikrowelle.


Tag 71 (La Faba) 09.10.

Juhu, Rucksack packen und in der nächsten Herberge gleich wieder auspacken. So war der Plan. Tatsächlich mussten Chris (der auch bleiben wollte) und ich noch bis mittags rumtrödeln, Kaffeetrinken, Gitarre und Ukulele spielen und leckeres Essen futtern. Welch Qual. 😂

Die Herberge selbst war bezaubernd schön eingerichtet, 2 hängende Betten (natürlich wählte ich eines davon) und ein Bad auf Stelzen. Draußen waren Hängesitze.

Das (Abend-)Essen selbst war großartig, es gab handgemachten Schmuck und ich sah Maren wieder, aber ich wurde irgendwie nicht richtig warm mit dem Ort. Das Dorf an sich war hübsch.

Abends gab es auch Feuer, aber ich zog mich recht schnell zurück und machte es mir im Bett gemütlich.


Tag 72 (La Faba-O Cebreiro) 10.10.

Ich hab ganz vergessen den reisenden Alkoholiker zu erwähnen. 🙄 Ich habe ihm (er im Vollsuff) versucht Ukulele beizubringen, nachdem er sich meine Uku geschnappt hat und sie komplett verstimmte beim Stimmen. Aber komplett, so dass ich dazwischen gehen musste aus Angst um die Saiten. 😅

Ja eben dieser hat sooo extrem geschnarcht, dass es kaum zu ertragen war. Gegen 2 Uhr hab ich das letzte Mal aufs Handy geschaut. Als ich um 4Uhr von einem extremen Jucken aufwachte schwahnte mir Schreckliches.

Morgens hatte ich die Bestätigung: Bettwanzen!!! 🕷🕷🕷 Und es ist leider nicht das erste Mal, dass sie mich erwischt haben. Manch anderen erwischen sie nie, mein Pech. 😢 Im Schlafsack fand ich eine. 🕷 Da muss nur vorher einer mit welchen in dem Bett geschlafen haben.

Ich war geknickt. 🙈 Lust zum Laufen hatte ich nicht. Ich wollte aber auch nicht bleiben. Also ging es nur nach O Cebreiro, stets kratzend, überall fing es gefühlt an zu jucken. Der Weg? – hügelig, aber ehrlich gesagt erinnere ich mich nur wenig.

In der Municipal Herberge im nächsten Ort wurden Chris und ich äußerst unfreundlich begrüßt, da wir nicht weit gegangen sind. Nachdem ich der englisch-verweigernden Dame mein Problem mit den Bettwanzen erläutert habe, half sie mir aber sofort ganz lieb, gab mir ein Handtuch und half mir all meinen waschbaren Besitz in die Waschmaschine zu befördern. Später kam alles in den Trockner, da das Ungetier bei Hitze stirbt. Mein restliches Zeug wurde in schwarze Mülltüten gepackt, in die wir Gift sprühten und dann in die Sonne gestellt, dass es durchheizt. 😪

Da stand ich nun in der Dusche ohne Türen, wie bei der Armee nur ohne Sachen, ohne meine Seife, da sie im schwarzen Giftsack war. Wie ein Schluck Wasser im Wasser, pumpte mir nackt am Waschbecken Handseife in die Hände und drehte das Wasser so heiß wie es ging. Meine Haut brannte, aber ich fühlte mich nur so sauber. 🛁

Dann kam die Dame wieder, stellte sich vor mich (während ich noch duschte) erzählte mir was auf Spanisch und legte mir Leihkleidung hin. Eine andere Peregrina schenkte mir eine Tube Fenistil. Und gab mir einen Fön, denn es war kalt und ich hatte nur ein Tshirt bekommen. Sie meinte ich solle mich warmfönen, so lieb. Ich lief dann noch bissl durchs Haus und stellte fest, dass es in der Sonne am wärmsten war.

Später erkundete ich, als meine Sachen fertig gewaschen waren, mit Chris das kleine Dorf, dass wie eine Kulisse für Touristen wirkte. Ein Souvenirladen, Cafès, Restaurants und Herbergen. Doch keine Bewohner. 🙄

Am Abend durchsuchte ich noch meinen Rucksack komplett. Und trank fast ne ganze Flasche Wein zum Abendbrot. Als ich betrunken beobachete wie das Restlicht verschwand und die Sterne erschienen, setzte sich ein seltsamer junger Mann neben mich und fragte mich, ob ich an Aliens glaube. Ich war selbst eines! 🤣😋


Tag 73 (O Cebreiro-Triacastela) 11.10.

Über Nacht musste mein Rucksack im Vorraum bleiben, da er so nach Gift stank. Es machte mir Kopfweh.

Die Nacht war wieder schlimm. Diesmal kalt und nass. Ein großer Saal mit vielen Betten. Jeder knisterte im Schlafsack vor sich hin. Und ich musste zweimal pieseln. Schrecklich.

Morgens packte ich gerädert meinen Rucksack, der zum Glück gut ausgelüftet war. Und nein das kam nicht vom Kater. 😜

Chris hatte Instantkaffee, ich hatte 500ml Milch und die Herberge hatte eine riesige Küche. Da sollte doch ein Kaffee möglich sein. Ha! Alles was es dort an Austattung gab, waren ein Topf und eine Pfanne. Keine Teller, keine Tassen, kein Besteck. 😱 Kein Kaffee für Susan, das konnte nicht wahr sein 😱 Oh mann. Als Ersatz gab es Leche💪!

Ich brauch halt bis heute mein Milchfläschchen am Morgen. 😂👶 Lacht nicht. 😝

Nach dem Kaffee im Café liefen wir los. In einem kleinen Waldstück hinter dem Ort entdeckte ich wieder einen wurzligen Waldgeist. Diesmal aber von imenser Größe. 🌲🌲🌲

Es war ein wechselhaft schöner Weg mit Straßenstrecken und verlassenen Dörfern. Nach einer kurzen Rast entschied ich mich auf einem grünen Hang etwas sitzen zu bleiben und Ukulele zu spielen. Chris beschloss weiter zu gehen. Und ich spielte mit dem Wind eine Melodie.

Als ich alleine weiterging war mein Kopf voller Gedanken. Gedanken über die Zukunft, über die Vergangenheit. Aber ich empfand keinen Stress.

Chris sah ich in einem der nächsten Dörfer wieder, er diskutierte mit einer Frau, ich hatte keine Lust auf streitende Menschen 😂 und so huschte ich mit einem fröhlichen „Buen Camino“ vorbei.

Unterwegs sah ich die ersten Fliegenpilze meines Lebens 😍 Sie waren so schön. Ich habe in Bayern von der Tradition gehört, sie zu zertreten, wenn man welche sieht, um nachfolgende Wanderer vom Verzehr abzuhalten. Das sei der Grund warum man sie kaum noch sieht. Eine Schande.

Der Weg kurz vor Triacastela war wie durch einen Pflanzentunnel. Überragende Bäume, Efeu und andere Büsche wuchsen so hoch und dazwischen der Camino. 😍 Am Ortseingang war ein wunderschöner alter verwachsener Kastanienbaum. Seine Äste ragten so hoch und seine Krone war so gewaltig, dass ich es obwohl ich gerne hätte, nicht mit der Handykamera einfangen konnte.

Triacastela war schlicht und einfach langweilig. Die „Innenstadt“/das „Innendorf“ bestand aus Herbergen und Pilgerrestaurants. Ich hatte aber eine sehr hübsche Herberge. Chris trudelte später ein, in seiner Herberge schenkte uns ein Italiener Unmengen an Restpasta, die er gekocht hatte. Sie war göttlich 😍

Abends lief ich mit Chris noch bissl durchs Dorf, wir holten Eis und quatschten.


Tag 74 (Triacastela-Alternative Wohngemeinschaft) 12.10.

Morgens wachte ich auf vom Krach meiner 3 spanischen Bettnachbarinnen, die unfassbar Lärm machten, ihre Riesenkoffer fertig zum Vorrausschicken packten, sich mit ihren Beautycase gefühlte Stunden zum Schminken im Bad verkrümmelten und dabei immer Türen knallten. Der Geruch von starkem Parfum war dann irgendwann das Ende meiner Geduldskette und ich schimpfte auf Deutsch und stand auf. Solche Luxuspilger.

Ich holte Chris von seiner Herberge ab und wir gingen was frühstücken. Danach trennten sich die Wege, denn es gab 2 Möglichkeiten. Ich wollte die Nordroute über San Xil laufen und Chris hatte sich auf der Südroute mit einer spanischen Flamme verabredet.

Der Weg war super schön, sehr ländlich durch winzige halbverlassene Dörfer bergauf bergab. Aber auch etwas Asphalt.

Ich kam an einer Donativo-Wohngemeinschaft an und betrat den Hof. Überall war Kunst, Sprüche, Installationen und Couchen. Die Leute dort waren irgendwie seltsam und gleichzeitig super lieb. 😍

Als ich ankam wurde ich umarmt und da ich die Kunst bewunderte gefragt, ob ich malen will. Und ich wollte. Ich bekam eine Schieferplatte und sollte mich bei den Farben einfach bedienen. Wuaaaah. Wo starten? Ich erinnerte mich an Mao und das Samenbeispiel und fing an einem Blumensamen zu zeichnen und ihn hinterher zu übermalen. Ich war im Flow.

Und das gab ich auch bei der Gruppenversammlung später an, die in dieser Gemeinschaft gegen Mittag stattfand,wo jeder sagen konnte, wie er sich fühlt und wo Arbeiten verteilt wurden. Ich half etwas im Garten mit.

Der Ort dort hatte ein Labyrinth im Garten. Nico fragte mich, wie ich das Labrinth im Garten erleben will, ob ich mich trauen würde, es mit verbundenen Augen zu versuchen. Und ich wollte. Paula, eine Irländerin schloss sich an und so liefen wir alle 3 blind. Das Verrückte daran war, dass ich es vorher nicht gesehen hatte. Ich wusste weder die Größe, noch die Form. Ob es aus Mauern bestand oder Pflanzen. Gar nichts. Ich hielt mich an Nicos Schultern fest und hinter mir tat es Paula und so liefen wir 30Minuten. Es war ein irres Gefühl sich mit den Füßen voran zu tasten, wenn man nicht weiß was kommt. Und ehrlich gesagt werde ich es euch nicht verraten, da eventuell auch mal jemand von euch da landet, man weiß ja nie.

Der Stein im Zentrum hatte unglaubliche Energie und als ich das gegenüber Nico erwähnte, gab er mir ein Medallion mit 2 Steinen zum Halten. So und nun wird es verrückt. Als ich den Stein im Zentrum des Labyrinthes berührte, fühlte sich die Energie beruhigend kühl und glatt an. Kaum berührte ich Nicos Steine fühlte ich einen Strudel an verschiedensten unruhigen Energien und ich glaub ja noch nichtmal an den Kram! Und auf Nachfrage bei Nico war er überrascht. Einer seiner Steine war ein Meteorit. Er versucht sie mit starken Energien zu füllen, bis sie zerspringen. Hab ich das gefühlt oder war das nur logisch reingedacht. „X-Factor“ auf dem Camino 😜

Abends gab es super leckeres Essen, wir machten Musik und ich schlief klasse in einem Bett im Haus, denn ich blieb einfach zu lange.


Tag 75 (Respira Y Disfruta-Sarria) 13.10.

Der Tag war gekommen und ich war so aufgeregt. Mein Papa reiste an für die letzten 100km. Aber als ich morgens aufwachte der Schock: Regen!!! Und nicht wenig 😪

Ich bekam leckeres Frühstück dort und half im Regen noch etwas abzuwaschen. Denn das Spülbecken war draußen. Also stand ich in meinem tollen Regen-(Zauberer)Umhang draußen und spülte was das Zeug hielt alles Geschirr, das die vorbeiziehenden Pilger zum Essen der Gaben vom Donativo-Tisch verwendeten.

Und dann lief ich los, denn ich musste nach Sarria und ich wollte da nicht so spät ankommen. Kurz nach dem Ort kam ein Hinweisschild für eine Herberge mit Kunstausstellung für Bilder, hergestellt aus zerstoßenen Steinen. Ich lief erst vorbei, überlegte es mir dann aber anders und ging dorthin um die Kunst zu sehen und bereute es nicht. Die Bilder waren bezaubernd schön und inspirierend. Ich hatte tiefsinnige Unterhaltungen dort und wäre sicher geblieben, wenn noch Zeit gewesen wäre.

Aber ich wollte und musste weiter und so kam ich irgendwann dann triefend nass in Sarria an. Denn es regnete durchweg.

Ich hatte dort ein Zweibett-Zimmer für 2 Nächte gebucht um erstmal mit Papa anzukommen. Es reichte die Zeit für eine kurze Dusche und dann eilte ich zum Bahnhof um Papa abzuholen. Sein Zug war aber ordentlich verspätet somit saß ich zusammen mit alten, kartenzockenden Spaniern in einer Bordsteinkneipe und trank ein Bier. 😋

Und dann war Papa da. Ich freute mich wie Schnitzel. Wir brachten sein Zeug in die Unterkunft und gingen etwas essen. Es regnete durchweg und war richtig kalt. Das kann ja noch was werden. Aber das Essen war super gut und viiiel. 😍🥗🍟🥓🥖🍖Das tröstet über den Regen hinweg und die spanische Kellnerin war auch richtig sympathisch.

Das Abenteuer der letzten 100km mit Papa kann beginnen. 🤩

Ana ist ein sehr gutes Schwein (Tag 63-69)

Hallo ihr Lieben 🙋‍♀️,

ich hatte ein wenig Probleme mit dem letzten Beitrag und WordPress 😱, darum kommt dieser nun etwas verspätet.

Es ist viel passiert und gleichzeitig bin ich nicht weit gelaufen, warum? Das werdet ihr bald erfahren und ich freu mich da riesig drüber. Aber alles zu seiner Zeit. Hi hi


Tag 63 (Molinaseca-Ponferrada) 01.10.

Morgens im eigenen Zimmer aufzuwachen ist ein Traum und ich genoß es so sehr einfach liegenbleiben zu können. Ich wollte an dem Tag eh nur bis Ponferrada laufen. Und somit ließ ich mir Zeit mit einem ausgiebigen Frühstück und schrieb in Ruhe den letzten Blogbeitrag während ich mein Croissant mümmelte.

Es war bereits 11Uhr als ich Hans und meine Rechnung bezahlte und loslief. Ich wählte die grünere Route in die Stadt, somit umrundete ich Ponferrada fast bevor es ins Zentrum ging. Dort hatte ich ein nettes Hostel gefunden.

Allerdings wollten die für eine kleine Trommel Wäsche 5€. Und das sah ich nicht ein. Aber ich wollte auch alles nach den letzten Nächten bettwanzenfrei wissen. Also habe ich Geizkragen alles in die Wäscherei getragen und dort ausgiebig für 4€(!)
gewaschen. Immerhin hatten die schöne große Trommeln. Unsinnig war es trotzdem. 😂

Den Resttag brachte ich damit zu durch Ponferrada zu laufen. Mein (heiliges) Hagebuttenöl hatte ich verschenkt, also musste neues her und ich lief alle Apotheken ab. Außerdem Vorräte kaufen, Briefmarken und ganz wichtig, Bares.

Abends gab es ein Festmahl: gekaufte Suppe und Empanada. Eine Art Gemüsekuchen. 😍

In meinem Zimmer war noch eine andere, sehr wehklagende, hyperchondrische Deutsche mit einer Fersenblase. Ich versuchte sie etwas zu beruhigen und klinkte mich dann mit einem einsiedlerischen Serienmarathon aus, als ich merkte, dass meine Aufmunterung bei ihr nicht durch kam.


Tag 64 (Ponferrada-Pieros) 02.10.

Morgens bin ich noch im Halbdunkln los. Ponferrada hat eine sehr schöne, riesige, alte Templer-Burg, die toll beleuchtet war. Ich summte die (Kinderlied)-Melodie der Ritter der Kokosnuss 🥥 und ging bestens gelaunt weiter durch die etwas verwinkelte Stadt.🌃

Es wurde langsam hell und der Weg folgte der Straße. Natürlich wie immer aus den Städten raus, aber diesmal gab es ein Highlight. Überall waren Bäume meines Lieblingsobstes, dessen Erntezeit jetzt beginnt: Feigen! 💖 Ich dachte zwar daran, dass die böses Bauchweh machen können, aß mich aber trotzdem im Zickzack am Weg entlang. Traumhaft. Und dann noch Haselsträucher. Ich hatte ein Frühstück.
Knackte Nüsse mit Steinen, aß Feigen dazu und wurde von den Anderen irritiert beobachtet. Nur ein netter Kerl machte einfach mit. 😄

An einem Cafe trennten sich dann unsere Wege wieder, da ich (nicht ganz unfreiwillig) von Katzen belagert wurde und sitzen bleiben wollte. Ich war super glücklich mit all dem Geschnurr. 🐱🐱

Kurz darauf kam ich an einer Bodega vorbei. Es roch so gut und war zwar erst kurz vor 12Uhr, aber ich dachte eine kleine Weinprobe ist nicht schlimm. 🍷 Doch mein Glas war voll und das für 1,50€! Er war zwar super lecker, aber so ganz sicher war ich dann nicht mehr, welchem der doppelten Pfeilen ich folgen sollte. 😂

Vor der Stadt Cacabelos gab es dann noch einen echt sympathischen Foodtruck mit Hängematte, wo ich mir einen leckeren Smoothie gönnte und mich (noch leicht angetrunken) in einer Hängematte ablegte, neben der direkt ein kleiner Bach dahinplätscherte. Sanft wiegte mich der Wind in meiner bunten Schaukel hin und her, hin und her, hin und ok, ich bin eingeschlafen 😴

Als ich wieder aufbrach war es spät. Schon 14Uhr oder so. Ich wollte ja zu einer besonderen Herberge und bekam plötzlich Bettangst. Ja, ich hatte Sorge, da nicht schlafen zu können und so hatte ich einen ziemlichen Stechschritt drauf. Ich überholte alle, Alte, Kinder, Schwangere und Verletzte. 😂

Und tatsächlich hatten die in der Herberge „El Serbal Y La Luna“
an dem Tag nur noch 2 Betten für spontan eintreffende Gäste (wie mich) übrig. Juchu 🎉

Viel blieb von dem Tag nicht übrig. Duschen, Wäsche waschen, mit den Katzenbabys spielen und Abendbrot. Ein fantastisches vegetarisches Menü. Couscous mit Kürbis, Zwiebel, Möhren, Zuchini und Pimientos, Eier und Nachtisch. Wooow. 😍

Auch die Betten waren sehr urig wie aus Ästen gemacht, es gab einen Meditationsraum, ich fühlte mich sofort wohl.

Tag 65-66 (Pieros) 03./04.10.

„Wer sich wohlfühlt, kann gern bleiben“ stand so ungefähr auf einem Schild… Und ich blieb noch 2 Tage dort. Es fühlte sich richtig an. 😊

Die Hospitaleros (Donna, Michael und Deirdre) waren super lieb. Ich half mit sauber zu machen und bekam Kost und Logis. Wir gingen zusammen Kaffeetrinken. Es gab auch an der Straße ein kleines Donativo-Café, wo ich mich einen Tag länger aufgehalten habe. Ein super schöner Platz.

🌙Abends aß ich mit ihnen Reste von Michaels fantatischen Kochkünsten.

☀️Tags benutzte ich einen „Tarnumhang“ und versuchte möglichst niemandem aufzufallen, bewegte mich antizyklisch und nutzte die Tage zum Erkunden von Cacabelos, zum Entspannen, Meditieren und zum Ukukele spielen.Trotzdem blieb ich diese Tage müde.


Tag 67 (Pieros-Pradela) 05.10.

Der Abschied am Morgen zog sich sehr lang. Ich schlief aus, malte noch etwas in ihr Gästebuch und erklärte den Tag zum offiziellen „Huggingday“ („Knuddeltag“) und nahm alle nochmal in den Arm. Es war schade zu gehen, aber ich freute mich auch wieder auf die Strecke.

Ziemlich viel ging es an der Straße entlang nach Villafranca, dem kleinen Santiago, aber ich fühlte es nicht. Vielleicht weil ich nur durchlief. Eine hübsche Stadt war es schon. Noch in der Stadt wählte ich Berg statt Straße und kämpfte mich in der Mittagshitze den Hang hoch. Aber es war eine fantastische Aussicht. Der Berg entlohnte jede Mühe. Und mitten auf dem Gipfelweg fand ich eine Wurzel, wie als hätte er mich gerufen, fand ich meinen Waldgeist. Erklärt mich für verrückt, aber diese Wurzel hatte was, eine Energie. Doch der Geist war sehr zerbrechlich und so ließ ich ihn dort.

Nach riesigen Maronenhainen, erreichte ich schließlich das Dorf Pradela und entschied dort zu bleiben. Chris, ein Besucher von San Anton 😉, war auch dort und Mona, ein Mädel das schon sehr lange couchsurft.

Ana und Miguel sind super liebe Herbergsbesitzer. Ana schmiss die Bar und Miguel freute sich über Hilfe beim Pimientos zubereiten. Er grillte die Paprikas und die anderen und ich schälten sie. Nebenbei versorgte uns Miguel mit selbsthergestelltem Apfelcider aus einer spanischen Porron.

Abendbrot aßen wir alle zusammen. Es war eine lustige Runde. Ana hatte ein super leckeres Essen gezaubert und Miguel hatte Schwein gegrillt. Wir unterhielten uns mit Wortfetzen. Die beiden Spanier konnten kein Englisch/kaum Deutsch und wir Besucher kaum Spanisch. „Google Translater“ übersetzte manchmal für uns. Aber tatsächlich hatte auch ich über die Zeit schon einiges an Spanisch gelernt.

Als es um das Thema Schweine ging, wollte Chris erklären, dass Schweine früher Glück bedeuteten. Sie verstanden es nicht. Er versuchte es erneut, richtete sein Wort an Miguel und meinte: „Tu … cerdo …“ Weiter kam er nicht. Er wollte erklären, doch hatte aus Versehen gerade zum Hausherren „Du … Schwein“ gesagt. 🐷

Miguels Gesichtsausdruck war wie eingefroren und dann startete großes Gelächter. 🤣 Mir liefen die Tränen vor Lachen. Ana meinte, wenn Miguel ein Schwein sei, dann sei sie sehr glücklich. Miguel schnupperte scherzhaft an sich selber. Kündigte Chris die Freundschaft. Verweigerte ihm vorerst den Nachtisch. Meinte er hätte noch viel Arbeit für ihn. Die Wortspiele und Scherze hörten den ganzen Abend nicht mehr auf…

Später gingen wir noch in Miguels Garage den Wein umrühren, denn er stellt eigenen her. Nur für eigenen Bedarf ca. 1000l.


Tag 68-69 (Pradela) 06./07.10.

Natürlich blieb ich und es waren tolle Tage. Die Familie lebt vom eigenen Anbau und ich half mit. Pimientos, Bohnenernte und Weinrühren. Als Belohnung gab es allerlei leckeres Selbstgemachtes.

Ana macht fantastischen Maronenkuchen, Marmeladen, und so, Miguel hat sogar eigenen Maronenschnaps.

Ich ging zurück über den Berg um meinen Waldgeist zu holen. Er rief mich 😋 Aber ich musste erst etwas suchen und meditierte auf dem Berg, spielte Ukulele auf dem Gipfelpfad und dann fand ich mein Holz. Ich und mein Holz. 😅

Besonders waren dort auch die Tiere. Kachas der Hund ging einfach mal mit mir Gassi als ich ne Runde durchs Dorf drehte. Er trug auch stets das Katzenbaby am Nacken durch die Gegend. Verdrängte Garfield wenn ich ihn knuddeln wollte. Einfach herrlich der Hund.

Am letzten Abend saßen wir wieder in der Küche zusammen und da passierte es mir. Ich wollte sagen, dass Ana eine gute Köchin ist, was mach ich? Spreche „Köchin“ falsch aus und sage stattdessen „Ana ist ein gutes Schwein.“ Die Situation entgleiste förmlich vor Lachen. Und sie scherzten sogar die Herberge umzubenennen. „Familie Schwein“ und sie könnten sich vor Glück ja kaum retten. Dann grunzten sie nur noch. 😂

Ja, das war ein kleiner Ausschnitt von den Tagen dort. Ich habe keinen bereut 😍

Die Ritter der Kokosnuss 🥥 Tag (58-62)

So ihr Lieben 🙋‍♀️

Hier kommt mein Update der letzten Tage und uuuuuuh … es ist schon wieder so viel passiert. 😱 Das ist wie wenn man langsam müde wird vom vielen Achterbahn fahren.

Das Laufen macht mir noch Spaß, aber ich würde langsam gerne jede Tagestour in meinem eigenen Bett beenden. Aber gut. Ich bin auch schon ne ganze Weile unterwegs und die letzten Strecken waren, wie ihr seht, sehr kurz. Vielleicht mach ich mal eine Monsteretappe bevor es an die letzten 100km geht, meine Nachtwanderung hab ich immerhin jetzt geschafft. 😋

Nun zu den letzten Tagen:


Tag 58 (Hospital de Órbigo-San Justo de la Vega) 26.09.

Freudestrahlend bin ich an dem Tag um 10Uhr(!!!) losgelaufen. 😂 Es war so hart sich von den stets kuschelnwollenden Tieren in der „Albergue verde“ loszureißen. Aber es hat mich niemand rausgeworfen. 😋

Gleich nach dem Loslaufen kam ich an eine Stelle wo ich mich wieder zwischen Straße oder Land entscheiden musste und – keine Frage – ich wählte Land natürlich. Doch das brachte mich direkt vor die nächste Frage, oder besser gesagt ein körpertechnisches Rätsel mit dem Titel „Feld-Sprinkleranlagen“. Denn der Bauer eines Ackers wollte seine Pflanzen (und die auf dem Weg laufenden Pilger) dauerbewässern.

Ich fühlte mich wie bei Mission Impossible, beobachtete den Rhythmus der 7 Sprinkler die meinen Weg betrafen, wie sie die Richtung änderten. Machte einen konkreten Plan, setzte ihn um und wurde natürlich nass. Aber immerhin hab ich mittendrin ein Foto von einem Regenbogen gemacht 🤣

In dem nächsten kleinen Dorf gab es einen netten älteren Mann der kleine Gaben an die Pilger verteilte. Er war so lieb. In der Garage seines Hauses hatte er aus allen möglichen Nationen Dinge, Postkarten und Fotos gesammelt, die ihm Leute als Dankeschön dafür gegeben oder geschickt haben, denn er möchte keine Donativo sondern freut sich über Post. Er wird auch welche von mir bekommen, wenn ich zurück bin.

Nach einem weiteren Stück Weg hab ich mich nach den Strapazen der vllt. 5km gleich erstmal in eine Felsenbucht zum Schlafen gelegt 🤣 War ja schon fast Siesta.

Später hab ich noch Linda bei einem kleinen Stand wiedergesehen und von weitem an ihrer Hose erkannt. Sie war mit mir in den ersten Tagen ein paar Tage in San Anton. Nun ist sie bei diesem kleinen Zwischenstopp im nirgendwo geblieben, da ihr offenbar der Besitzer davon gefällt 😉

Nachdem ich dann auch noch bissl Ukulele geübt hatte, war es schon spät und ich habe nur noch ein kleines Hotelzimmer im Vorort Astorgas bekommen, denn in die Stadt wollte ich am nächsten Morgen gleich hin.

Der Tag war echt mehr eine Kaffeefahrt. 😂 Morgen wird anders, hab ich mir vorgenommen.


Tag 59 (S.J.d.l.V-Santa Catalina de Somoza) 27.09.

Morgens war ich Punkt 8Uhr aus dem Haus und lief nach Astorga. Eine wirklich nette Stadt.

Es gab ein kleines Schokoladencafé mit frischen Churros. ❤ Und ich musste mir ja etwas Zeit lassen, da das von Gaudi entworfene Schloss (ein Museum) erst 10.30 aufmacht. Merk ihr was? Es war schon wieder spät. 😂

Das Museum war eine Austellung christlicher Kunst, die mich nicht wirklich fesselte, aber das Schloss war beeindruckend.

In Santa Catalina stoppte ich dann, weil ich müde war und irgendwie keine Lust mehr hatte. Ich hatte zwar ein Kuhschild gesehen, auf das einer Kulleraugen geklebt hat.

Aber sonst war der Weg aus der Stadt wieder mal keine Freude. Stur geradeaus auf einer Schotterpiste. Schnarch.

Ich bestellte ein Bier, bezahlte das Zimmer und stellte fest, ich hatte noch genau 27€ bar bis nach Ponferrada. Noch 45km. Oooooha 😱 Ich doofe Nuss.

Aber ich konnte das Abendessen schonmal mit Kreditkarte bezahlen. 👏 Kein Hungern. 😋


Tag 60 (Santa Cata-Rabanal del Camino) 28.09.

💸 Startkapital bar: 27€

Doch ohne Kaffee am Morgen geht nichts. 1,50€ – katsching. 💲

Der Weg an dem Tag war recht unspektakulär, er war ja auch super kurz, da ich einen speziellen Schlafplatz ausgepickt hatte. Unterweg gab es etwas Nebel. Kurz vor Rabanal fing es dann auch schon an etwas bergauf zu gehen und es wurde felsiger 😍 Und ab und zu wieder Pinienduft 😍🤗

Mein Ziel, Rabanal, ist ein sehr schönes Dorf. Besteht aber auch schon aus Unmengen Herbergen, da manche Truppen die letzten 300km ab Astorga laufen wollen.

Aber meinen Schlafplatz wollte keiner dieser Leute haben, denn ich wollte an dem Abend auf Spendenbasis Zelten 😋 Bei 7°C mit Matratze und 2 Decken im Zelt. Und kaltem Wasser zum Duschen.

Der Zeltplatz „Green Garden“ 🌿 war insgesamt super süß eingerichtet und war gleichzeitig auch Sitzplatz für den dazu gehörenden Laden mit Snacks. Eine seitlich aufgesägte und aufgebogene alte Metallbadewanne mit Sitzkissen, überall Sitzgelegenheiten, Matratzen und eine Hängematte. Ich genoß den Nachmittag mit einem rumliegenden deutschen Roman.

Mit mir gab es noch 3 Überlebende dieser kalten Nacht. 2 Italiener und 1 Deutsche. Abends saßen wir bei Kerzenschein zusammen, ich spielte Ukulele, Francesco Gitarre (er war der, der meditativ Gitarre in der „Albergue verde“ gespielt hatte)

Doch die Kerze wärmte natürlich nicht und eine Feuerstelle gab es nicht, deswegen endete der Abend sehr zeitig. Doch das Frieren hörte unter den warmen Decken auf, denn das ging ganz gut. 🏕

5€ Zeltspende, 5€ Essen

Frage des Abends: darf man Zahnpasta einfach auf fremden Rasen spucken?


Tag 61 (Rabanal-Manjarin) 29.09.

💸 Restguthaben bar: 15€

Ich habe so gut im Zelt geschlafen, das glaubt ihr nicht. Bis 8Uhr und bin bestens gelaunt aufgebrochen. Gleich noch für 3€ Frühstück mit Visakarte bezahlt. Hach ging es mir gut.

Und heue stand etwas Besonderes an, das Cruz de Fierro. Es ist weltweit bekannt für den Jakobsweg. Viele Pilger nehmen einen Stein von Zuhause mit um ihn dort abzulegen.

Der Weg zum Cruz de Fierro war bergauf und landschaftlich sehr schön mit Pinien. 😍

Das Kreuz selber habe ich mir allerdings etwas anders vorgestellt, aber es war schon beeindruckend mit all den Steinen rundrum. Ein richtiger Berg voller Wünsche, Hoffnungen, abgelegter Sorgen. ⛰ Ich hab mich erstmal gesetzt um alles zu beobachten. Das Cruz war entgegen meiner Erwartung direkt an der Straße mit einer Art Rastplatz rundrum.

Ich habe keinen Stein von Zuhause mitgenommen. Stattdessen habe ich in San Anton Steine bemalt und meinen ersten Stein eingepackt.

Nun saß ich da und wusste nicht warum und wofür und weshalb überhaupt ich diesen Stein ablegen soll/will. Mein Kopf war voll und gleichzeitig konnte ich keinen klaren Wunsch äußern. Und so legte ich den Stein ab mit einer Fürbitte für all die lieben Seelen, die mir im Leben schon begegnet sind und all die, die es nicht sind, und ging zurück zur Steinbank. Als ich auf mein Handy schaute, war etwas total Irres passiert. Eines der Kinder in dem Krankenhaus wo ich gearbeitet hat, hat die Chance auf ein neues Leben bekommen. 2 Minuten vorher kam die Nachricht aufs Handy, also genau zu der Minute wo ich den Stein abgelegt habe. Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper, auch wenn ich nicht abergläubisch bin, war das schon ein krasser Zufall. Also legte ich (mehr zum Dank) noch einen Stein für die Station ab.

Dann kam ich zum Haus von Tomas in Manjarin. Das Dorf Manjarin selber besteht nur noch aus Ruinen. Darin hat sich seit den 90ern Tomas niedergelassen, der sich selbst für einen der letzten Templer hält und hat aus einem alten Schulgebäude sein Haus und eine Herberge daneben gebaut. Mit Plasteplatten als Dach, alle seeehr einfach.

Nun saß ich da, hab etwas getrunken und hatte eine wahnsinns Aussicht. Der Platz war zwar total irre und ein Freund (Chris, er war mal in San Anton) hat mir abgeraten, aber ich traf dort liebe Menschen die bleiben wollten. Und dann dachte ich, es ist eine Erfahrung, ich bleibe. Ich bezahlte mein Bett mit 5€ und musste auf die Toilette. Ich war schockiert. Das WC war ein Plumpsklo, ein Bretterverschlag mit Aussicht aufs Feld, weil von der Seite hin offen. Dann musste man so Pulver ins Loch streuen und hinterher gab es nicht mal fließendes Wasser um die Hände zu waschen. Ich brauch echt nicht viel Luxus, aber kein Wasser? Und kein Wasser zum Duschen oder für die Wäsche? Ok – einer der 2 dortwohnenden Kreuzritter (denn Tomas ist inzwischen schon alt und hat einen Schüler) brachte uns 5 Wegminuten zu einer Bergquelle wo wir wenigstens etwas Füße und Gesicht waschen konnten. Ei ei ei… 😱 Und das nach dem Bergaufstieg bis dahin.

Aber es gab immerhin umsonst Trinkwasser aus Flaschen auf Nachfrage und Kaffee und Tee auf Spende. 😅👍

Der nächste Schock war der Schlafraum. Die Ritter der Kokosnuss haben sich nicht mal die Mühe gemacht, die Matratzen und Bezüge wenigstens abzukehren oder überhaupt mal nach den Betten zu schauen. Meinen Ungetier-Check haben sie bestanden. Immerhin.

Die meisten von euch wären wahrscheinlich spätestens jetzt weiter. Denn wir sind verwöhnt vom 21Jh. Und da bin ich ehrlich gesagt auch froh drüber 😋🤗🤣

Na gut, ich blieb da und es war wirklich nett auf Mauerresten zu sitzen und Ukulele zu spielen.

Das Abendessen war Tortilla und Rühreier und Salat. Es war lecker – nur die Tortilla schmeckte nach der mittelalterlichen Eisenpfanne 😋 Ich zog das Rührei vor.

Und dann sollten wir im Vorraum warten und was jetzt geschah, werd ich nie vergessen. Die 2 Männer läutete eine Glocke und hielten eine Andacht, da es der Namenstag des heiligen Michael war.

Wenn ihr könnt, hört euch diese Musik an und stellt euch vor, dass 2 erwachsene Männer im Kreuzritter-Kostüm dazu ihre echten Schwerter zücken, mit der Spitze nach unten halten und ganz andächtig auf ein Marienabbild schauen.

Ich hoffe der Link funktioniert. Es klang wie ein Kinderlied und die 6 anderen und ich hatten Tränen vor unterdrücktem Lachen in den Augen. 🤣 Mein Bauch tat weh, die Mundwinkel zuckten unkontrolliert, während ich versuchte ernst zu schauen, da diese 2 Männer es ernst nahmen. Es gab keine versteckte Kamera. Es war ihr völliger Ernst. Es war unfassbar. Ich konnt nicht mehr. Es war wie ein Ausschnitt aus einem Film. Die Ritter der Kokosnuss. Ich habe sie live getroffen.

Was den Ort etwas liebenswert machte, waren die vielen Hunde und Katzen da. Und kleine Katzenbabys. Doch noch andere Tiere wohnten dort. Ich hab geistesgegenwärtig meinen Rucksack vorm Schlafen geschlossen. Und dann wachte ich nach von einem Kratzgeräusch auf. Was war das? Ich konnte es nicht ausmachen und schlief wieder ein.

5€ Bett, 5€ Spende für Essen und Wasser🙈


Tag 62 (Irrenhaus-Molinaseca) 30.09.

💸 Noch übrig: 1,50€

Um 6 uhr wachte ich auf von dem lauten Gelächter der 4 Leute, eine Etage höher, direkt unterm Dach. Die Mäuse haben in der Nacht deren Brot fast aufgefressen. 😱🍞🐀🐀🐀

Schlafen konnte ich jetzt eh nicht mehr. Nachdem ich meinen Rucksack auf Mäuse untersucht habe, bin ich um 7Uhr aufgebrochen. Meine Nachtwanderung 🤣, denn es war zappenduster. Aber ich hielt es da keine Minute länger mehr aus. Ich konnte den 2 Spinnern nicht mehr in die Augen schauen. Mir war das zu viel. Ich wollte eine Dusche. Und ein normales Klo. Und keine Verrückten um mich rum.

Es hatte Abends angefangen zu regnen und nachts war es nebelig gewesen, aber der Sternenhimmel morgens entlohnte mich aller Strapazen. Und der Sonnenaufgang war ohne Worte und was ich dann sah, ließ mich weinen vor Schönheit. Ich war über den Wolken und stieg zur Erde herab. Überall war weiße Watte wie ein Meer. Wie das was man aus dem Flugzeug sieht. Und ich mittendrin. ❤ Ich weiß keine Worte für dieses Gefühl. Ich fühlte mich erfüllt, ausgefüllt von so viel Schönheit. Die Vögel zwitscherten als ich durch den Wolkennebel ging von unten herauf. Es war Magie. Reale Magie.

Wahrscheinlich war das der Grund, dass ich da bei den Irren bleiben sollte. Ich sollte das sehen. 🏔

Der Weg bis Molinaseca war ein steter steiler Abstieg. Es war eine der schönstn Strecken, die ich bisher gelaufen bin.

Molinaseca selber gilt als einer der schönsten Orte am Camino. Somit nahm ich da ein günstiges Hotelzimmer und ich hatte eine Badewanne. Ich war so glücklich.

Nachdem ich mich in Ruhe von den strpazen erholt habe schaute ich mir dieses Dorf an. Denn die Hauptstraße führte über eine schöne Brücke in das Dorf, doch dort sah ich nur Herbergen und Bars. Also fand ich raus wo die Menschen leben, Chris verriet mir via Whatsapp dass man im Fluss baden kann und da waren tatsächlich Staubecken. Wunderschön.

Doch dann wurde ich hungrig. 1,50€ waren mir geblieben. Ich traf Han und später auch die anderen wieder, die das Spektakel in den Bergen erlebt haben. Han blieb auch in Molinaseca, die anderen gingen weiter. Und so lud er mich zum Abendessen am Fluss ein, wo es Tapas nur gegen Bares 💶 gab und im Gegensatz klärte ich im Hotel ab, dass sein Frühstück am nächsten Tag dort auf meine Rechnung geht. Denn da ging meine Kreditkarte. 💳

Restguthaben bar 1,50€